Blogreihe Namenswahl

So finden Sie den richtigen Domain-Namen | #2

Im ersten Teil unserer Blog-Reihe haben wir erklärt, wie Sie systematisch gute Begriffe und Ideen sammeln und so den richtigen Namen für Ihr Projekt finden. Im zweiten Teil beschreiben wir, wie Sie ungeeignete Begriffe aussortieren. Dabei werden Sie auf neue Begriffe stoßen, die sie Ihrem Begriffspool hinzufügen können. Im zukünftigen dritten Abschnitt stellen wir die wichtigsten Registrierungsstrategien für Domains vor.

Filtern und aussortieren

Nachdem Sie Ihre Ideensammlung für Begriffe abgeschlossen haben, gilt es, ungeeignete Begriffe aus Ihrem Begriffspool zu streichen. Ungeeignet können Namen sein, die fehleranfällig bei der Wiedergabe sind, Markenrechte verletzen oder negativ besetzt sind. Ungeeignet sind Namen auch dann, wenn eine einprägsamere oder präzisere Variante existiert:

fahrrad-kaufen.de ist besser als drahtesel-erwerben.de und handy-reparieren.de ist besser als mobilfunktelefon-instand-setzen.de. Wir haben Ihnen die wichtigsten Anforderungen und Ausschlusskriterien für einen guten Domain-Namen zusammengestellt:

KISS kompatibel

Keep it simple and stupid. Das KISS-Prinzip läßt sich auch auf die Namensfindung anwenden. Eine Domain sollte so einfach wie möglich gestaltet sein: kurz, prägnant, verständlich, aussprechbar und merkbar.

Rechtschreibung beachten, Auffälligkeiten vermeiden

Eine von der Rechtschreibung abweichende Schreibweise in einem Namen verwirrt. Ein Name sollte klar und einfach sein. Nutzer erinnern sich später gerne ausschließlich an die richtige Schreibweise. Zurecht.

Auffallen durch einen ungewöhnlichen Namen ist riskant. Ungewöhnliche, neue Wortschöpfungen sind nicht automatisch großartig. Ein Name ist gut, wenn er vertraut wirkt, einprägsam ist und sich ohne Fehler reproduzieren läßt. Aus unserer Start-Up Domain Studie sind uns diese Domains in Erinnerung geblieben, die früher oder später Probleme verursachen:

g1obals.org (Den Buchstaben L durch die Zahl 1 ersetzt)
sevvn.de (seven)
tikkler.de (tickler)
mypeopls.de (my peoples, Plural von people = people)
shopwindoz.com (shop windows)
woobby.de
yasssu.com
widjet.de (widget)
newniq.com (new nick)
urdeal.de (your deal, you are deal)
plazes.com (places)
i-love-wandtatoo.de (Sprachmix)

Aussprechbar und verständlich | Mailboxtest

Eine Domain sollten keine Tippfehler enthalten, einfach aussprechbar sein und beim Nutzer keine Missverständnisse hervorrufen. Domains, die diese Kriterien erfüllen, sind schwierig zu finden. Eine zweitklassige Domain als Kompromiss bei der Namenssuche bedeutet, dass Sie für die Lebenszeit der Namensschöpfung die Domain oder eine E-Mail-Adresse buchstabieren oder die Abweichung von der Erwartung der Nutzer erklären müssen. Der höhere Zeitaufwand in die Namensfindung ist also gut investiert.

In Zukunft werden Nutzer mehr Sprachassistenten verwenden. Diese sollten die Domain richtig verstehen. Dafür es vorteilhaft, wenn sich die Domain ausgesprochen so anhört, wie sie geschrieben wird. Ein Interpretationsspielraum kann dazu führen, dass der Nutzer auf einer falschen Seite landet. In unserer Startup-Studie sind uns 12 Domains aufgefallen, von denen Siri lediglich eine Domain richtig verstanden hat:

FantasienameSiri versteht
acceleroExceller Road, Excellero
fashionfreaxFashion freakes, Fashion frakes
pearlfectionperlfiction, profiction
outfitteryOutfitter he, Outfit Yuri
intelliadintel he add, until you add
opportunoupper tonight, opportunity
talentialto lend teal
amorelieimmorley, Moretti, Cammora Lee
finderiaFind a Rea
travadorTreva door
gourmeogourmet
auxmoneyauxmoney

Wenn sich Fantatsienamen an etablierte, beschreibende Wörter anlehnen, kann es ebenfalls zu Fehlern führen. Der Dienst Ampya soll wie das englische empire (Deutsch: Reich) ausgesprochen werden. Ein Sprachassistent oder Hörer verwendet dann empire und nicht Ampya.

Ein simpler Test kann die Namensqualität verifizieren: Sprechen Sie die Domain ohne Erklärung der Schreibweise auf die Mailbox einiger Freunde und bitten Sie sie, Ihnen die Domain in einer Mail oder Nachricht zu schicken. Dann sehen Sie sofort, wie gut Ihre Namenswahl war.

Trend- und Modewörter

Domains, die Trend- und Modeworten enthalten, eignen sich gut für kurzfristige Projekte. Für Unternehmensnamen bergen sie eine Gefahr: Nach kurzer Zeit kann der Unternehmensname altbacken wirken.

Zahlen vermeiden

Die Verbindung eines beschreibenden Begriffs und einer Zahl ist beliebt. Die Domain ist häufig noch frei und wird deshalb gerne registriert. Zahlen in Domains sollten mit Vorsicht eingesetzt werden, denn sie können den Nutzer verwirren, wenn er eine Domain tippt. Der Nutzer fragt sich, ob die Zahl buchstabiert oder als Zahl geschrieben und ob z. B. Englisch oder Deutsch verwendet wird.

Besser vermeiden Sie auch die Zahl 4 für die englischen Wörter four oder for und die Zahl 2 als Ersatz für two, too und to. Der Einsatz ist keine souveräne oder professionelle Verwendung einer Fremdsprache. Auch Sprachassistenten können an der Verwendung scheitern.

Beispiele: 2fast4you, 4ever, 2bmade, brands4friends, sevenload und PoshBags4rent

Fällt die Wahl dennoch auf eine Domain mit einer Zahl, sollten alle Varianten registriert und auf die Hauptseite weitergeleitet werden. Etabliert hat sich das Anhängsel 24 – auch wenn der zahlenlose Begriff die bessere Wahl darstellt.

Keinen einengenden Firmennamen

Verbauen Sie sich nicht unnötig mit der Namenswahl die Möglichkeit, Ihre Produktpalette zu erweitern. Unter der Marke Autoland erwarten Sie keine Sofas. Unter der Marke Sofalounge erwartet sie keine Autos. Unter dem Begriff Oranje könnten Sie beides anbieten – die Bezeichnung ruft keine Erwartungen bei der Art der Dienstleistungen oder Produkte hervor.

Aktuelle Anhängsel vermeiden

Regelmäßig ruinieren junge Unternehmen ihren Firmennamen, indem sie Buchstaben oder Silben anhängen – ly oder ando sind prominente Beispiele.

Don’t pimp your name.

Diese Strategie ist das Äquivalent zum Kevinismus oder Chantalismus bei Vornamen für Kinder. Zur Zeit der Namensgebung ist der Name je nach Zeitalter populär, en vouge, trendy, angesagt, kultig, hip, cool oder der letzte Schrei. Jahre später rächt sich das. Sobald der Name für das Kind wichtig wird, ist es zu spät. Das Vorurteil ist da, ob begründet oder unbegründet. Namen sollten für die Zukunft, nicht für den Moment und daher mit Bedacht gewählt werden.

Mit Bedeutung aufladen und Beliebigkeit vermeiden

Namen mit Bedeutung oder Assoziationspotential lassen sich besser memorieren. Zufällig aneinander gereihte Buchstaben erzeugen das Gegenteil. Woran werden Sie sich besser erinnern: Easy oder Rsiq?

Andere Sprache, andere Bedeutung

Ausrutscher bei der Namensfindung (Mitsubishi Pajero1) eignen sich exzellent als einprägsame Beispiele einer unglücklichen Namenswahl. Ein britischer Blogger amüsierte sich köstlich auf unserer newdomains.org-Domainkonferenz über die Werbung für einen Luxus-Toilettenanhänger: ass-container.de. Ähnliche Geschichten gibt es reichlich. Angeblich präsentierte eine Marketing-Agentur Cornflakes ohne Konservierungsstoffe und verwendete dabei die französische Bezeichnung cornflakes sans preservatifs – was soviel wie ohne Kondome bedeutet.

Allerdings ist die Relevanz dieses Fehlers überbewertet. Es ist das Amüsement der Geschichte und die Vorstellung, selbst Opfer eines peinlichen Fehlers bei der Namenswahl zu werden, die dafür sorgt, dass wir diesen Punkt nicht vergessen und überbewerten. Wenn Sie eine internationale Marke schaffen wollen, sollten Sie sich beraten lassen. Relevant sind die negativen Assoziationen zuerst in der eigenen Sprache.

Tools

Mit den richtigen Tools können Sie Ihre Liste weiter abarbeiten:

  1. Mit dem Google Keyword Planner können Sie überprüfen, wie populär die Begriffe sind. Gleichzeitig können Sie sich anzeigen lassen, welche Keyword-Kombinationen noch beliebt sind. Je teurer die Keywords und je höher das Suchvolumen, umso schwerer wird es, eine Domain zu finden, die aus diesen Begriffen gebildet wird. Wenn Sie neue Begriffe finden, notieren Sie diese für Ihre Ideensammlung.
  2. Die Seite googlebattle.com vergleicht zwei Begriffe über die Anzahl der Suchergebnisse. So erreicht Auto 3.400 Millionen Treffer und Automobil 45 Millionen Treffer. Über dieses Tool lassen sich gut weniger verwendete Begriffe identifizieren.
  3. Google Trends visualisiert, wie häufig Suchbegriffe in der Suchmaschine eingegeben wurden. Begriffe lassen sich gleichzeitig über einen definierten Zeitraum vergleichen. Über Kategorien (z.B. Wissen/Technik) und Region (z.B. Deutschland) kann das Ergebnis präzisiert werden.
  4. DomainScope von Verisign zeigt über einen definierbaren Zeitraum die zehn populärsten Keywords an, die in kürzlich registrierten Domain enthalten sind. Alternativ lassen sich bis zu fünf eigene Begriffe vergleichen.
  5. Der Name sollte besser nicht im Urban Dictionary vorhanden sein. Es ist ein Wörterbuch für englischen Slang. Viele Einträge sind vulgär, banal oder beleidigend.

Recherchen: Markenrechte und Suchmaschinen

Markenrechte

Eine Zeichenfolge kann eine existierende Marke verletzen, wenn diese im geschäftlichen Verkehr benutzt wird. Diese Markenverletzung kann zu einer Abmahnung führen.

Um dies zu vermeiden ist es entscheidend, vor der Namenswahl bestehende Markenrechte zu recherchieren. Die Bewertung, ob eine Zeichenfolge eine Marke verletzt, ist meist nicht trivial. Es gibt bei möglichen Markenverletzungen keine klare Abgrenzung wie im binären Code (1 oder 0, wahr oder falsch). Ob ein neuer Name eine Marke verletzt, ist von vielen Faktoren abhängig. Dazu zählen:

  1. die Waren- und Dienstleistungen, für die eine Marke angemeldet ist,
  2. ob die Zeichenfolge mit der eingetragen Marke identisch oder dieser ähnlich ist und
  3. ob die Domain geschäftlich genutzt werden soll und falls ja, für welche Waren- und Dienstleistungen.
  4. in welchen Ländern die Marke Schutz genießt.

Mit einer kostenpflichtigen anwaltlichen Beratung minimiert man das Risiko eine Markenrechtsverletzung. Wer die Kosten dieser Beratungsleistung scheut, kann eine eigene Identitäts- und Ähnlichkeitsrecherche durchführen und so sein Risiko reduzieren.

Für die Recherche gibt es unterschiedliche Webseiten:

Suchmaschinenrecherche

Haben Sie einen Begriff gefunden, überprüfen Sie über Suchmaschinen, ob der Begriff bereits verwendet wird. Wird dieser bereits verwendet, können Sie klären, ob Ihre Idee mit dem existierenden Angebot koexistieren kann. Handelt es sich um unterschiedliche Länder oder unterschiedliche Waren- und Dienstleistungsangebot kann eine Benutzung zulässig sein. Im Zweifel sollten Sie dies durch einen Markenanwalt klären lassen.

Social User Names

Recherchieren Sie, ob Ihr Begriff bereits in sozialen Netzwerken verwendet wird. namecheck.com ist ein Projekt von united-domains und überprüft kostenlos, ob ein Name noch frei ist: In wichtigen sozialen Netzwerken, unter beliebten Domain-Endungen, als Marke oder in den führenden App-Stores.

Im dritten Teil unserer Blog-Reihe Namensfindung stellen wir die wichtigsten Registrierungsstrategien für Domains vor und die Geschichten von Unternehmen bei der Namenssuche.

  1. Der Mitsubishi Pajero trägt in Ländern, in denen auch spanisch gesprochen wird, den Namen Montero, weil das spanische Wort pajero Wichser bedeutet.
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